Die Geschichte unserer Marktgemeinde Gleinstätten

Stich aus dem Jahr 1684, der das Schloss Gleinstätten, die Kirche und den damals großen Park vor dem Schloss

Das Gebiet der heutigen Marktgemeinde Gleinstätten, im mittleren Sulmtal gelegen, umfasst die sieben ehemaligen „Steuergemeinden“ (Katastralgemeinden) Dornach, Gleinstätten, Haslach, Maierhof, Pistorf, Prarath und Sausal. Außer Graschach und Hart decken sich die Grenzen in etwa mit  dem ehemaligen Pfarr- und Schulsprengel.

1849/50 bzw. nach der Schaffung des  Reichsgemeindegesetz von 1862 kam es durch den Zusammenschluss zur Großgemeinde Gleinstätten. Diese Verbindung hielt bis 1907, wurde dann aber aufgelöst und 1964 teilweise, 2015 aber wieder zur ursprünglichen Größe zusammengefügt.

Der Landstrich zwischen Sulm-  und Laßnitztal wurde im Jahre  970 von Kaiser Otto I. (936/962 – 973) den Erzbischöfen von Salzburg geschenkt. Diese nutzten die riesigen Urwälder des Sausal als Jagdrevier. Besiedelung und Christianisierung der Bewohner gingen nun Hand in Hand, wovon die Filialkirche St. Georgen am Lukowitsch, erbaut um 1050, zeugt. Urkundlich nachweisbar sind auch die Dorfnamen Haslach (Hasilaha) und Prarath (Preurat) ab dem Jahr 1136. In einer in Leibnitz ausgestellten Urkunde von 1168, in der es um die genaue Grenzziehung am Sausal geht, kommt der Name „Piscouistorf“ zu Deutsch „Bischofsdorf“ – heute Pistorf vor. Von daher kommt auch die Bischofsmütze  im Gemeindewappen. (siehe auch Wappen)

Die erste Nennung von Micheldorf, des früheren Ortsnamens von Gleinstätten, findet sich in einer Urkunde aus 1245. Ungeklärt ist, ob der Ortsname vom Pfarrpatron, dem hl. Erzengel Michael oder vom mittelhochdeutschen bzw. gotischen Wort „mihil“ – zu Deutsch „groß“ kommt. Im Jahre 1285 erwarb Otto der Gleinzer aus dem Salzburger Geschlecht der Kelzen die Siedlung Micheldorf und errichtete einen Wehrbau an der Sulm (heute Schloss). Der Pfau in seinem Wappen ziert auch das der heutigen Marktgemeinde. (siehe auch Wappen)

Unter seinen Nachkommen brachte es Balthasar (ab 1515) zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Erfolg. Im Jahre 1523 durfte er mit Erlaubnis des späteren Deutschen Kaisers Ferdinand I.
(1503/ 1556 – 1564) Micheldorf in Gleinzstetten umbenennen. 1556 wurde das Schloss als Vierflügelbau mit vier Ecktürmen und einem dreigeschoßigen Arkadenhof im Renaissance-Stil errichtet. Die Ziegel dafür stammten aus eigener Produktion. Unter Reinprecht kam es nach 322-jähriger Herrschaft der Gleinzer zum Niedergang.    

In den weiteren Jahren bewirtschafteten folgende Adelsgeschlechter das Gut Gleinstätten:

  • Witwe Globitzer mit Sohn Wolf (1607 – 1622),
  • Freiherrn von Zeller (1622 – 1670), die nach dem Brand (1666) den Wiederaufbau durch Franz Isidor Carlone veranlassten,
  • Freiherrn von Zehentner (1670 – 1728), während deren Herrschaft Teile der heutigen Pfarrkirche im Barockstil entstanden. Auch die Schule mit einem Schulmeister nahm im Ort zu dieser Zeit seinen Anfang.
  • Die Grafen von Khuenburg (1728- 1885) stellten mit Wilhelm L. K. von 1850 – 1861 den ersten Bürgermeister der Großgemeinde Gleinstätten.
  • Die Adelsherrschaft beendeten schließlich die Barone Reichsfreiherrn Wucherer von Huldenfeld (1885 – 1930) während deren Herrschaft sich die Katastralgemeinden Dornach, Pistorf, Maierhof, Sausal und Prarath im Jahre 1907 von der Großgemeinde Gleinstätten trennten. Gründe dafür waren unterschiedliche Auffassungen über die Verteilung der Einnahmen aus den Vieh- und Krämermärkten und über Wegangelegenheiten. Der Besitz der Barone Wucherer von Huldenfeld umfasste neben der Hofmühle mit dem E-Werk, einem Sägewerk und dem Ziegelwerk noch etwa 240 ha an Agrarflächen und Teichen.
  • Unter Otto Wucherer von Huldenfeld, der von 1928 – 1930 Bürgermeister der Gemeinde Gleinstätten war, kam es, bedingt durch selbst verschuldetete Misswirtschaft und die Weltwirtschaftskrise von 1929, zur Überschuldung und schließlich zur Zerstückelung des Gutsbesitzes.
  • Von 1939 – 1975 war die Fa. Inzersdorfer  / Wien Besitzer des Schlossareals und betrieb im ehemaligen Wirtschaftsgebäude die Obstverwertung „Hügelland“.

Bedeutende Verbesserungen für die Ortsbevölkerung brachten die Gründung

  • der Poststelle (1847),
  • der Freiwilligen Feuerwehren,
  • des Gendarmeriepostens Gleinstätten (1882),
  • der  Raiffeisenkasse (1897),
  • des Pfarrbauernrates  –  LWG (1920),
  • die Ansiedlung bzw. der Ausbau von bestehenden Betrieben.

Betätigungsmöglichkeiten boten mehrere Vereine wie Blaskapellen, Chöre, Sportvereine, Fremdenverkehrs- und Brauchtumsverein, Schlosskonzerte usw. Durch eine funktionierende Infrastruktur ab den 1960er Jahren (Abwasserkanal mit Kläranlage, Wohnbauten und Wohnsiedlungen, Freibad mit Campingplatz, Ortswasserleitung usw.) kam es zur Gründung der Hauptschule und des Polytechnikums (1968), der Verwendung des revitalisierten Schlosses als Volksschule und Kindergarten (1978),  der Landesberufsschule (1977 - 2018), der Erzherzog-Johann-Musikschule (1985).

Die Gestaltung des Schlossparks nach amerikanischem Vorbild „Land Art“ (2005), die Verschönerung der Ortsdurchfahrt durch Umgestaltung im Sinne von „Shared space“ (2010 -2014) und die Errichtung des Musikerheimes - „Haus der Musik“ (2014) sind besonders hervorzuheben. So wurde  Gleinstätten allmählich zu einem bedeutenden Schul- und Kulturzentrum.

Am 28. Juni 1980 wurde im Zuge der offiziellen Übergabe des revitalisierten Schlosses unter Anwesenheit von LH Dr. Friedrich Niederl die Markterhebung gefeiert.

Die Fusionierung der Gemeinden Gleinstätten und Pistorf fand am 1. Jänner 2015 statt. Die ehemaligen Symbole Pfau und Bischofsmütze zieren seither das neue Gemeindewappen.

Seit 2018 bekleidet Elke Halbwirth in der 170 –jährigen Gemeindegeschichte als erste Frau das Amt des Bürgermeisters.